Politik

Oh, Gott, Politik. Die Seite bekomme ich zwar schnell voll. Aber das will gut überlegt und gut recherchiert sein: also pomalo!

Die EU - ein Bürokratiemonster?

Das ist sie mit ihrer besitzerischen Art auch, überall die unsinnigsten Regelungen einrichten zu wollen.

Aber man hat total vergessen - wenn man es verkürzt ausdrücken will - dass vor lauter Bürokratie keine Kriege mehr im europäischen Raum stattfinden können.

Wer in meinem Alter ist und den Krieg als Kind und Vertriebener erlebt hat, der kann diesen offensichtlichen, aber allgemein vergessenen Vorteil dieser Gemeinschaft nicht hoch genug einschätzen.

Aber nichts steht dagegen, dass man sich vehement gegen Überregelungen wehrt.

Das Tätervolk - Materialisieren einer ideellen Schuld    - Skizze -

Bericht im Deutschlandfunk am 30. Juni 2005 kurz vor sieben Uhr:

Der Reporter berichtete, dass es wieder zu Unruhen und massenhaften Protesten von Seiten der Siedler im Gazastreifen gekommen ist. Dabei berichtete er von Kindern und Jugendlichen, die brüllend und schreiend einen jungen, am Boden liegenden  Palästinenser heftig mit Gesteins- brocken beschossen. In einem beigefügtem Tondokument hörte man Schreie und Rufe und kurz darauf Gewehrschüsse.

Ein israelischer Soldat versuchte, die aufgepeitschten Jungen von ihrem Opfer abzuhalten und hatte in die Luft geschossen. Er versuchte die Menge zum Einhalten zu bewegen. Die Jugendlichen aber skandierten immer wieder: “ Er muss sterben, er muss sterben, er muss sterben ”. Als der junge Palästinenser versuchte, sich zu erheben, traf in ein Stein am Kopf und er sank schwer blutend zu Boden. Einigen Reportern gelang es schliesslich, den Jungen zu bergen.

Jetzt ist die Frage natürlich, ob der Bericht stimmt. Selbst wenn er nicht stimmen sollte, keiner kann abstreiten, dass immer wieder ähnliche Ungerechtigkeiten und Brutalitäten passieren.

Ich frage mich natürlich auch, ob ein Land, in dem so etwas passiert, einem anderen Land vorwerfen kann, ein Tätervolk zu sein.

Das Leid, dass der Einzelne in Pein und Schmerz ertragen muss, ist unabhängig vom Standort. Ob Konzentrationslager oder im Gazastreifen. Ich erhebe mich gegen jede Art von Gewalt. Es ist ein kleines kollektives Gewaltpotential und wenn es erst einmal entstehen kann, dann kann es auch in einer grossen kollektiven Gewalt enden. Im schlimmsten Fall, und das muss der Vorwurf sein, in einer organisierten staatlichen Form wie in Deutschland.

Der Fanatismus aber, oder die Gleichgültigkeit (die immer von Angst um die eigene Existenz getrieben wird) ist überall gleich und lässt Auswüchse zu. Er ist auch in einer Welt des relativen Wohlstands zu finden. Und es gilt ihn zu bekämpfen.

Wolffsohn, jüdischer Wissenschaftler, ist sicher in manchen Äusserungen umstritten. Aber er hat schon Recht, wenn er Deutschland als ein Land mit dem geringsten Anteil an Antisemitismus beschreibt. Da sind andere Länder im nahen Umfeld wesentlich ärgerer dran.

Was mich ärgert, ist einfach die Tatsache, dass mit dem Wort Tätervolk das Unrecht gegen Juden auf den Punkt gebracht wird und jedes andere Unrecht gegen Kommunisten, missliebige Bürger, Sinti und Roma, Behinderte einfach unterdrückt wird. Und das das Materialisieren nur eine Gruppe betrifft, die lautstark jede Regung kommentiert und peinlich anmahnt. Staatspräsident Moshe Katsav aus Israel sagte vor dem Bundestag: Die Shoa  werde nie vergessen und vergeben. Wird dieser kleine Palästinenser nie vergessen und vergeben?

Es stimmen die hier eingestellten Proportionen nicht. Wer Schuldzuweisungen unnachgiebig doziert erhält jährliche Geldzahlungen - als wenn sich so etwas bezahlen lässt. Wer Schuldzuweisungen zurücksteckt, erhält ganz einfach nichts. Und die geistige Einstellung wird nicht honoriert.

Vaclav Havel, der ehemals tschechische Präsident, hat es auf den Punkt gebracht. Er sagte, er glaube nicht an die kollektive Schuld, sondern an individuelle Verantwortung. Und dort sehe ich einen wesentlichen Faktor.

Täter können sich immer geschickt hinter einer kollektiven Schuld verstecken. Die individuelle Verantwortung wird viel zu wenig gefordert. Täter wissen das. Manager wissen das. Politiker wissen das. Und dort liegt aus meiner Sicht das Dilemma.

Daran schliesst sich die Erziehung an. Sie ist in dem Punkt geradezu fatal falsch. Verantwortung übernehmen müsste fundiert an den Schulen gelehrt werden. Man kann den Menschen nicht zum charakterstarken Individuum erziehen. Aber man kann die negativen Konsequenzen eindringlich darlegen. Wenn man sie denn erst einmal ahnden würde.

Und in Israel, wo man von Tätervolk und von nicht vergeben spricht, müsste bereits ein Kind ein solches Tun wie das obige vom Reporter geschilderte zutiefst verachten, dagegen angehen, aber beileibe nicht tun.

Im Übrigen: Ich lasse mich gern belehren. Und korrigiere mich auch. Reden Sie mit mir.

Doch ich lasse mir keinen Vorwurf wegen Antisemitismus gefallen. Da verweise ich auf das Buch von Arne Hoffmann: “ Warum Hohmann geht und Friedmann bleibt “, erschienen im Verlag Edition Antaios. Dort wird dargelegt, dass es in Deutschland geradezu den Anschein hat, dass es auf eine solide Grundlage beim Vorwurf zum Antisemitismus nicht ankommt. Die Wirkung des Vorwurfs ist vernichtend und auf mehr kommt es im politischen Kampf nicht an.

Wer diese Art von Demokratie pflegt, hat meine Verachtung.
Den Verweis zum Verlag Antaios finden Sie auf der Seite “ Links “.

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