Kultur

Eine grundsätzliche Ansicht:

Freizeit ist die Grundlage der Kultur. Sowohl der Kultur am Arbeitsplatz, in der Politik als auch der Kultur in der Familie.

Und es ist einfach nicht wahr, dass man ohne Unterlass arbeiten muss, um etwas zu erreichen. Die unerläßlich Getriebenen, die so eine 50- bis 60-Stunden-Woche hinlegen - wie sie es überall betonen - sind nur am Anfang die Nützlichen. Zum späteren Zeitpunkt werden sie uneffektiv und noch später treffen sie in der Eile Entscheidungen, die in der Grundtendenz völlig abgehoben von der Wirklichkeit sind.

Die Konzepte der großen Firmen, die sich am Profit und den Abläufen orientieren, sind fernab vom Bedürfnis der Kunden. Wer selbst keine Muße betreibt, weiß auch nicht, was der benötigt, der in Muße und Besinnung lebt. Bester Beweis sind Verpackungen, die ein an Körperkraft nachlassender Rentner ohne Hilfsmittel nicht mehr öffnen kann. Reißen Sie mal mit blosser Hand eine CD-Verpackung auf. Ich selbst hatte eine Armentzündung und bekam die Packung nur mit einer sehr spitzen Schere auf. Früher gab es mal funktionierende und mit Bedacht hergestellte Aufreisser. Die waren kundenorientiert gestaltet. Die heutige Verpackung wird bestimmt durch die Kosten.

Nein, nein, ich lasse mich nicht beeindrucken. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, als ich ein stetig erscheinendes Informationsblatt erstellen musste, wie unterschiedlich die Kreativität und der Einfallsreichtum sind. Alles hinschmeißen, verschwinden, entspannen und ausruhen - und am nächsten Tag war eine andere Welt mit Ideen und Witz dabei. Und, zack, war die Arbeit fertig.

Der Witz und der Schalk, mal ein Spass und eine kleine liebevolle Hinterhältigkeit, die sowohl das Büroleben, als auch das Zuhause beleben und erfrischen, sind unerläßlich für eine gute Atmosphäre. Die Getriebenen haben es in der Regel vergessen oder unterdrückern es: Es hält sie von der Arbeit ab.

Ich kann davon berichten, weil ich lange in einer Bürogemeinschaft zugebracht habe, die nicht einmal Zeit für gemütliche Pausen zwischendurch mit allen zusammen fand. Geschweige sich über persönlichen Themen austauschte. Wenn ein Gespräch stattfand, war es dienstlich. Aber ich bin noch heute überzeugt: An der Leistungsfähigkeit war ich den Getriebenen immer überlegen. Und an der ausgelassenen Freundlichkeit auch.

Mein Lehrmeister sagte immer: Laufe gefälligst langsamer und überlege, wie du schneller arbeiten kannst! Diesen Satz und die obigen Überlegungen haben mir eine schnelle Arbeitsweise, genügend Raum für Kultur in jeder Richtung und ein Umfeld an vertraulichen Partnern verschafft. Meinem Gegenüber in der Bürogemeinschaft war dieses Zusammenspiel aus meiner Sicht niemals gelungen.

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