Wirtschaft

Einen Staat richtig zu führen und seine Wirtschaft auf Vordermann zu bringen, ist eine enorme Leistung.

Aufgrund der bisherigen eigenen Erfahrungen, bin ich auch sehr vorsichtig mit allen Kritiken und eigenen Vorstellungen. Die Zusammenhänge sind zu komplex, als dass sie mit Patentlösungen erledigt werden können.

Allein, gewisse Vorstellungen und gewisse Grundsätze glaube ich zu wissen. Und ich weiss auch, dass diese Grundsätze permanent missachtet werden.

Hier ist meine Ansicht, natürlich kolportiert aus meiner bisherigen Arbeit:

Der kleine selbstständige Mittelstand bindet über 70 % aller Arbeitsplätze, bildet über 80 % aller Lehrlinge aus, zahlt 70 % aller Unternehmenssteuern und 60 % aller Sozialabgaben.
Wenn dieser Mittelstand nicht gesund und lebensfähig ist, kann weder die Bevölkerung gut leben, noch der Staat und sein Sozialsystem gut funktionieren.

Die grösste Pleitewelle des selbständigen Mittelstandes geht mit höchsten Arbeitslosenzahl in Deutschland einher - völlig logisch.

Warum, mag mancher fragen, widmet sich dann kaum ein Politiker dieser Erkenntnis. Nun, mit dieser Erkenntnis lässt sich nichts verdienen. Das ist Basisarbeit ohne Lichtpunkte und ohne Pressegeschrei, die die Politiker brauchen. Es ist doch besser bei einem Grossbetrieb wie Holzmann Arbeitsplätze in gewissen Mengen auf einen Schlag zu sichern und in die Presse zu kommen, als wenig spektakulär dem kleinen Unternehmer zu helfen und Stück für Stück einen Arbeitsplatz aufbauen zu helfen.

In dem Buch “ Höhenrausch - Die wirklichkeitsfremde Welt der Politiker “ - einem Buch mit dem man erstaunliche Erkenntnisse gewinnt - von Jürgen Leinemann wird beschrieben, was einen Politiker treibt und nach seiner Lektüre war mir klar, dass die einfache Logik bei Politik auf der Strecke bleibt. Sobald einer nicht spektakulären Entwicklung Machtpolitik beigemischt wird, ist diese Entwicklung nicht möglich.

Doch nun zu etwas anderem:

Sehr berührt haben mich zwei Aussagen vom “ Vater der sozialen Marktwirtschaft ” Ludwig Erhard. Er hat das Wirtschaftswunder der Bundesrepublik erstrahlen lassen, war auf dem Weg, bei dem Wachstum in der Wirtschaft - gegenüber den heutigen verzweifelten Anstrengungen - kein Problem war.

Und doch hat Ludwig Erhard etwas geahnt und vorausgesehen. Besonders, wenn man die zeitliche Differenz der Aussagen ansieht, meint man zu ahnen, dass an dem heutigen System etwas falsch ist. Hier sind die Aussagen:

Ludwig Ehrhard 1957:

“ Vielleicht - oder ich meine sogar gewiss - hat viele von uns die notwendige Hinlenkung aller menschlichen Energien auf die Rückgewinnung und Sicherung unserer materiellen Lebensgrundlagen in die Irre laufen lassen, und dabei ist das rechte Gefühl für die Rangordnung der Werte verloren gegangen. “

Und Ludwig Ehrhard 1972:

“ Wir werden sogar mit Sicherheit dahin gelangen, dass zu Recht die Frage gestellt wird, ob es noch immer richtig und nützlich ist, mehr Güter, mehr materiellen Wohlstand zu erzeugen, oder ob es nicht sinnvoller ist, unter Verzichtleistung auf diesen “ Fortschritt “ mehr Freizeit, mehr Besinnung, mehr Musse und mehr Erholung zu gewinnen. “

Genau bei letzterer Betrachtung bin ich angelangt. Als ich den Satz: “ Freizeit ist die Grundlage der Kultur. “ im Radio hörte, habe ich ihn vervollständigt: “ Sowohl der Kultur am Arbeitsplatz. in der Polititik, als auch der Kultur in der Familie. “ (siehe unter Kultur)

Das ist meine feste Überzeugung geworden. Aber eine Lösung - und vor allem auf globaler Ebene - sehe ich überhaupt nicht. Ich glaube nur, dass wir auf einen verdammt falschen Weg sind.

Und wenn man sich motivieren wollte - und nicht verzweifeln, egoistisch oder apathisch werden will - kann man sich nur über den Idealismus retten, den jeder Mensch in sich tragen sollte.

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