andere Ansichten

Interessante andere Ansichten gibt es genug. Sie erweitern sich ständig. Das müssen nicht meine Ansichten sein, aber es lohnt sich darüber nachzudenken.

Auf dieser Seite:

Wovon lebt der Mensch - Ein Plädoyer für den Müssiggang

Nicht aufhören,  sondern anfangen  - Anleitung für das Altern

Wem gehört das Wasser, der Boden...? - Weniger Staat -

Individualität - die glückliche Konstellation -

Eine Ansicht zur Rechtschreibreform

Was muss der Staat tun - eine vernünftige Meinung dazu

Schrumpfsprachler greifen an – Zum Umgang mit der deutschen Sprache

 

Wovon lebt der Mensch - Ein Plädoyer für den Müssiggang                                                      

Leicht modifizierter Auszug aus dem Kapitel »Privatiers, Dilettanten, Müßiggänger« aus: Axel Braig und Ulrich Renz: “Die Kunst, weniger zu arbeiten”, Argon Verlag, Berlin 2001

... Von nichts kommt nichts – Es ist das tausendfache Credo unserer Zeit: Arbeit ist die Grundlage aller menschlichen Zivilisation. Recht habe, wer sich nützlich macht, die Wirtschaft voranbringt, den Lebensstandard hebt.

Nun – fragen wir einmal ganz naiv zurück: Wo wären wir, wenn all die Denker, Mönche, Dichter, Grübler, Priester, Narren, Künstler, die über die Jahrzehnte und Jahrhunderte ihren » müssigen « Spinnereien gelebt haben, einer » sinnvollen Arbeit « nachgegangen wären? Was wäre aus unserer Kultur geworden ohne die Taugenichtse? – Gut, wir hätten heute noch mehr, noch komfortablere und billigere Autos oder Waschmaschinen, mehr Fernsehsender, vielleicht ewige Jugend dank Gentherapie, vielleicht wären wir mit einer Kolonie auf dem Mars vertreten. Aber ist das Kultur? Ist das das Ziel unseres Menschseins? Können wir davon leben, die wir eben nicht vom Brot allein satt werden?

Nicht vom Müssiggang ist unsere Kultur bedroht, sondern von einem Zuviel an Fleiss. Nicht an Tatmenschen fehlt es uns, sondern an Menschen, die müssig gehen können, und aus dieser Ruhe das erschaffen, wovon wir alle – auch die Tatmenschen – leben, vielleicht ohne es zu wissen. Ohne die Taugenichtse aller Art wären wir geliefert. Wir würden zugrunde gehen an einem Mangel an Träumen und Bildern.

Warum eigentlich soll ein in Hast und Stress verbrachtes Leben besser sein als ein » müssiges «? Ist nicht gerade die Rastlosigkeit eine Form der Trägheit? Was hat Auslastung mit Erfüllung zu tun? ...

… Nietzsche, der » letzte Grieche «, hat heute noch Recht: »Alle Menschen zerfallen, wie zu allen Zeiten so auch jetzt noch, in Sklaven und Freie; denn wer von seinem Tag nicht zwei Drittel für sich hat, ist ein Sklave, er sei übrigens was er wolle: Staatsmann, Kaufmann, Beamter, Gelehrter.«

Drehen wir die Beweislast um. Nicht die Musse muss sich rechtfertigen, sondern der permanente Gestus des Überholens, die Ellbogenmentalität, das Immer-mehr-haben-und-tun-müssen, der unbedingte Trieb, jede Minute nutzbar zu machen. Unser von Dienstfertigkeit triefendes Gewissen. Die zum Selbstzweck gewordene Überaktivität, die sogar noch unsere Lebensgrundlagen zu »verarbeiten« droht.


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Nicht aufhören,  sondern anfangen - Anleitung für das Altern

Wolf Schneider, 73, Publizist und Buchautor, glücklich auf seiner mallorquinischen Finca und mit einer 50-Stunden-Woche als Journalist und Sachbuchschreiber:

Was kann man tun, wenn es November wird im Leben? Am besten nichts von alledem, was weise Sprüche uns seit siebenhundert Jahren raten.

Vor allem: Nicht aufhören, sondern anfangen. Ein Haus bauen, ein Buch schreiben, ein Hobby reiten, Portugiesisch lernen, alte Freunde immer wieder überraschen.

Sodann sich nicht abfinden, nicht leise werden – eher aufbegehren. Und warum nicht stänkern, das hat man sich verdient. Jedenfalls an Übermut zusammenkratzen, was noch zu finden ist.

Nicht auf das deutsche Wetter schimpfen, sondern auswandern. Man kann nicht verhindern, dass man alt wird, aber man kann verhindern, dass dies bei schlechtem Wetter geschieht.

Um möglichst viele Ärzte einen grossen Bogen machen und endlich anfangen, guten Gewissens ungesund zu leben. Sehr lange halten muss die Leber ja nicht mehr.

Kein Geld, kein Vermögen vererben, falls die Kinder gesund und fertig ausgebildet sind. Alles verjubeln (und besser noch spenden, stiften, verschenken als vererben).

Die Zwangsvorstellung des unseligen Vererbenmüssens entstammt aus der Ära des Ackerbaus und sollte dort bleiben. Heute mindert sie nur die noch möglichen Freuden des Alters und verdirbt den Charakter der Erben.

Und was bleibt, wenn die Einschläge näher kommen? Noch mehr Leichtsinn und möglichst viel Galgenhumor. Schliesslich den Überlebenden Nachrufen wie einst Theodor Herzl: „Macht keinen Unsinn, während ich tot bin!


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Wem gehört das Wasser, der Boden...? - Weniger Staat -

Auszug aus einem Artikel des “Bankspiegel” 1/04 Heft 188 von Gerald Häfner. Er ist Mitbegründer der Partei “Die Grünen”, war zehn Jahre im Bundestag, ist in der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland und Vorstandssprecher des “Mehr Demokratie e.V.”.

Wem gehört der Boden? Seinem rechtmässigen Eigentümer, sagt das Privatrecht. Doch wer ist das? Den Boden hat keiner von uns gemacht Er ist uns allen anvertraut, zur Pflege sowie als Grundlage unseres Lebens, unserer Ernährung. Ohne Boden können wir nicht leben. Der Boden ist keine Ware, er ist nicht handelbar wie wie andere Dinge, die ein Mensch herstellen und verkaufen kann - und von denen er z.B. mehr herstellt, wenn die Nachfrage steigt.

Im Grunde also ist das Privateigentum dem Boden nicht angemessen. Einen Tisch, einen Stuhl kann ich mein Eigen nennen. Einen Teil der Schöpfung, wenn ich ehrlich bin, nicht. Das bemerkten z.B. die frühen Sozialisten. Doch sie trieben den Teufel mit dem Beelzebub aus. Was kein Privateigentum sein könne, müsse verstaatlicht werden, war ihre furchtbare Idee. So entstand ein ungeheurer, anonymer Apparat, eine immense Bürokratie, die sich alles und alle zum Untertan machte

Auch heute sind es meist die Linken, die sich gegen die Privatisierung wehren. Sie tun dies zu Recht. Denn keine Privatisierung bleibt ohne Folgen. Sie ordnet Bereiche, in denen nur aus am Gemeinwohl orientierten Gesichtspunkten in rechter Weise gehandelt werden kann, Erwerbs- und Profitgesichtspunkten unter. Ein Arzt, der bei der Beratung seiner Patienten nicht nur deren Wohl, sondern seinen von der Therapienetscheidung abhängigen Profit im Auge hat, ein Krankenhaus, das bei der Aufnahme und Behandlung seiner Patienten kalkuliert, ob diese sich wirtschaftlich für das Krankenhaus lohnen, sind eine Gefahr für das Gemeinwohl. Just dieses Denken aber verlangen die neuen Gesetze zur Krankenhausfinanzierung.

Die meisten Kritiker der Privatisierungswelle haben jedoch keine Alternativen. Sie wollen im Ergebnis die Welt zurückdrehen, hin zum starken Staat - was jedoch nur wenig Überzeugungs- kraft hat. Dabei gibt es Alternativen.


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Individualität - die glückliche Konstellation -

Marika Nito beschreibt unter der Überschrift „Individualität“ ihre Wandelung in einer sie erfüllen Aufgabe. Sie ist Mitglied im Ensemble „YAMATO, The Drummers of Japan“, die im Juli 2005 auch in der Semperoper Dresden gastierten. Die Trommler aus Japan haben wie auch in anderen Städten und Ländern ein furioses Bild gemeinsamer Arbeit und Freude vermittelt.
Sie schreibt:

“ Individualität ist etwas Wichtiges und in jedem Menschen ist der Gedanke und der Wunsch verwurzelt, sich von anderen zu unterscheiden.

Ich trug die Klamotten die mir gefielen, ich hatte die Frisur die ich wollte, ich aß was mir schmeckte und schlief wann es mir gefiel. Ich machte nur worauf ich Lust hatte und ging den unangenehmen Dingen aus dem Weg. Deswegen hielt ich mich für einzigartig. Ich stellte meine Individualität einfach nur zur Schau.

Dann merkte ich, dass ich puren Egoismus lebte.

Meine Individualität bedeutete bei YAMATO gar nichts. Dort wird sie nicht gebraucht. Viel wichtiger ist, dass ich mich hier eingliedere. Jeden Tag stimmen wir uns aufs neue aufeinander ein, wir essen gemeinsam und sprechen eine gemeinsame Sprache. Wir stimmen unseren Lebensrhythmus aufeinander ab und streben in allen Bereichen Gleichklang an. Wir teilen uns einen bestimmten Platz auf der Erde. Wenn uns diese Begrenzung bewusst wird, dann entspannen wir uns und sind frei.

Ich glaube, unser gemeinsames Bühnenprojekt YAMATO, wo jeder Einzelne an einem grossen Ganzen mitwirkt und in diesem Ganzen seine Individualität lebhaft einbringen kann, wird so verständlich. ”


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Eine Ansicht zur Rechtschreibreform

Der nachfolgende Artikel in der Elektronik von 1973, Heft 8, hat mich zur damaligen Zeit so fasziniert, dass ich ihn mir abgeschrieben habe.
Die Elektronik war eine der ganz seltenen Fachzeitschriften aus dem Westen, die im Lesesaal bei Robotron auslagen und die jeder, der den Saal benutzten durfte, lesen konnte. Das war ganz selten. Kaum jemand konnte in der DDR eine Fachzeitschrift aus der Bundesrepublik bekommen. Und die normale Gazette war sowieso gefährlich und verboten.
Der Lesesaal von Robotron war nicht gross, denn er war den Forschungsabteilungen im Atrium vorbehalten. Ich nutzte die Möglichkeit der Information regelmässig. Da es zu der Zeit keine Kopierer gab, und sie auch nicht erwünscht waren, habe ich mir den Artikel damals per Hand abgeschrieben.
Da die Rechtschreibreform so aktuell ist, fasziniert mich die Ironie des Artikels auch heute wieder. Hier ist er:

Kleinschreibung – und wie weiter?

Schrittweise Einführung

Erster Schritt:
generelle Kleinschreibung

grafiker und werbeleute benutzen sie bereits

zweiter schritt:
wegfall der dehnungen und schärfungen

dise masname eliminirt di meisten feler in den schulen

driter schrit:
v,w,ph wird ersezt durch f, z durch s, sch durch s, x durch ks

das alfabet fird um fir buchstaben redusiert, sreibmasinen und setsmasinen fereinfachen sich, fertfole arbeitskräfte könen der firtsaft sugefügt ferden

firter schrit:
q, c, ch wird ersezt durch k, j, y durch i, pf durch f, g durch k, t durch d, p durch b

iesd sind son elf buksdaben ausgesalded. in den sulen könen sdad aksik brosend rekdsreibunk nüslikere fäker, wi fisik, kemi, mademadik mer geflegd ferden.

fünfder srid:
ä, ö wird ersesd durk e, ü durk i

ales iberflisike isd iesd auskesalded, di ordokrafi fider slikt und nadirlik. eines kende nok folken.

seksder srid:
di fokale falen ford

d lkdrnk hd 30% nr dksd.


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Was muss der Staat tun - eine vernünftige Meinung dazu

Wenn man den alten Unterlagen trauen kann, hat Marcus Tullius Cicero im Jahr 55 vor Christi einen längeren Sermon geprägt, den man nicht weiter kommentieren muss:

“ Der Staatshaushalt muss ausgeglichen sein. Die öffentlichen Schulden müssen verringert werden. Die Arroganz der Behörden muss gemässigt und kontrolliert werden. Die Zahlungen an ausländische Regierungen müssen abgebaut werden, wenn der Staat nicht bankrott gehen soll. Die Leute sollen wieder lernen zu arbeiten, statt auf öffentliche Rechnung zu leben. “


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Schrumpfsprachler greifen an – Zum Umgang mit der deutschen Sprache

Ein Artikel aus der Dresdner Neueste Nachrichten im August 2005 von Wolfgang Reich, 01099 Dresden:

Die Verwässerung des Deutschen durch englische Ausdrücke ist ärgerlich, aber nicht das schlimmste Symptom der fortschreitenden Sprachverkrüppelung. Denn wer sich mit englischen Brocken in der Öffentlichkeit spreizt, trägt unter Umständen zur Erheiterung englischsprachiger Besucher bei und tut damit etwas für den Tourismus.

Als ungleich gefährlicher erscheinen mir Angriffe , die von deutschen Schrumpfsprachlern mit rein deutschen Werkzeugen auf ihre Muttersprache verübt werden, denn sie sind zum Teil so heimtückisch, dass sie anscheinend nicht einmal vom „Verein Deutsche Sprache“ bemerkt werden.

Paradebeispiel: „Ich gehe davon aus…“ Wer, nach einfacher Logik, „ von etwas ausgeht “, also eine Voraussetzung benennt, will ja auch irgendwann ankommen, nämlich bei einer Schlussfolgerung.

Wenn aber heute gemeldet würde, die Bundesanstalt für Arbeit gehe für 2004 von vier Millionen Arbeitslosen aus, wüsste jeder Empfänger dieser Botschaft, dass die Anstalt daraus beileibe keine Folgerungen zu ziehen gedenkt; sie verkündet einfach eine Prognose. Warum aber „ geht sie aus “ von etwas, statt schlicht zu erklären, sie schliesse nicht aus, nehme an, vermute, sehe voraus, erwarte, rechne mit, sei überzeugt, befürchte?

Weil alle diese feinen Abstufungen aus dem öffentlichen Sprachbewusstsein verschwunden sind, verschluckt von dem schwarzen Loch „ geht von … aus “.


Gedankenstütze für Neues:

- Desingn-Zone: Definition Marketing - Artikel im Magazin “Der Selbständige”

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